Freistehen in Europa - Wenn nachts die Polizei ans Wohnmobil klopft

Zum Glück hatten wir bisher nächtens noch keinen Besuch der Ordnungshüter. Wir kennen aber ein paar, deren Schlaf unsanft unterbrochen wurde. Nach unserem letzten Blogbeitrag stellt sich natürlich die Frage, ob Freistehen in Europa legal ist. 


Explizit erlaubt ist Freistehen in Europa nirgendwo. In Schweden gibt es das Jedermannsrecht. Das bezieht sich aber auf Wanderer, Radler bzw. Zelter, die ihr Nachtlager fast überall aufschlagen dürfen, ob auf privaten oder öffentlichen Grund (natürlich nicht im Vorgarten, aber das versteht sich von selbst). 


Verboten ist es nur in wenigen Ländern wie z.B. Portugal, Holland, Dänemark und Kroatien. In Holland - im Land der Camper - ist Freistehen tatsächlich wie auch in Dänemark seit ein paar Jahren verboten. In Holland bieten daher viele Gemeinden kostenlose Parkplätze zum Übernachten an. In Portugal war Freistehen trotz gesetzlichen Verbots lange Zeit geduldet. Seitdem die Weißwände an Stränden überhand genommen haben und die Vermüllung stark zugenommen hat, greift die Polizei teilweise hart durch und verhängt hohe Strafen. Abseits des Strandes - sprich im Hinterland - ist Freistehen nach wie vor möglich. Ähnlich schaut es in Kroatien aus. Gerade in der Hochsaison wird Freistehen sehr teuer. Am Strand kennt die Polizei kein Pardon. In der Nebensaison kommt man häufig mit einer Verwarnung davon. Sind viele Campingplätze ab Oktober schließlich geschlossen. Im Hinterland ist Freistehen kein Problem. Es gibt viele einsame Orte. Wir sind in Kroatien 3 Nächte freigestanden. 


In Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland und Österreich ist Freistehen nicht verboten, allerdings auch nicht explizit erlaubt. Es ist also ein Graubereich. Eine Nacht auf einem Parkplatz oder am Straßenrand ist fast immer möglich. In Spanien gibt es an der Mittelmeerküste immer mehr Gemeinden, die das Freistehen untersagen und mit hohen Geldstrafen drohen. Ich bin ganz ehrlich: ich finde das gut. Freistehen ist ein Lebensgefühl der Freiheit. Das hört bei mir auf, wenn Wohnmobile in Rudeln auftreten, ganze Strandabschnitte und Parkplätze besetzen, um Geld für einen Stellplatz zu sparen. Den Einheimischen wird damit der Blick aufs Meer genommen und die Parkplätze zum Strand geraubt. Entweder ich stehe tatsächlich einsam am Strand oder suche mir einen kostenpflichtigen Stellplatz mit Meerblick oder ziehe mich ins Hinterland zurück, wo ich niemanden störe. Zu Österreich ist noch zu sagen, dass Übernachten im Auto sowohl in Wien als auch in Tirol untersagt ist. In den übrigen Bundesländern entscheidet jede Gemeinde selbst. Meistens wird es toleriert. 


Wie ihr seht, sind die Gesetze zum Freistehen in Europa sehr unterschiedlich. In Strandnähe sollte man auf die Verbotsschilder achten und sich von Rudelaufläufen fern halten. Ansonsten bekommt man als Wohnmobilist selten Probleme, wenn man sich unauffällig verhält, nicht länger an einem Ort verweilt und keinen Dreck hinterlässt.